10. Januar 2025
Triple Bottom Line: Ein kritischer Blick auf Nachhaltigkeitskennzahlen
Video auf Englisch
Die Praxis der Triple-Bottom-Line-Berichterstattung
Wir untersuchen eines der fortschrittlichsten Unternehmen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Triple-Bottom-Line-Berichterstattung von Holcim beginnt mit dem, was sie als “Retained Value” bezeichnen – im Wesentlichen ihren Gewinnbeitrag. Anschliessend führen sie Löhne, Steuern und Dividenden als positive gesellschaftliche Auswirkungen auf. Es gibt zwei grundlegende Probleme mit diesem Ansatz:
Geschäfts-Notwendigkeiten vs. Echte soziale Leistungen:
Unternehmen führen in ihrer Triple-Bottom-Line-Berichterstattung oft ihre Ausgaben als soziale Beiträge auf. Die Zahlung von Gehältern, Steuern und Dividenden ist jedoch eine Vergütung für betriebliche Bedürfnisse und kein soziales Geschenk. Dies sind Verpflichtungen, die Unternehmen erfüllen müssen, um:
- Mitarbeiter anzuziehen und zu halten (Gehälter)
- Ihre Betriebserlaubnis, “licence to operate” aufrechtzuerhalten (Steuern)
- Investoren zu gewinnen (Dividenden)
Massstabsunterschiede bei sozialen Investitionen:
Wenn Unternehmen echte soziale Investitionen wie den Bau von Gemeinschaftswohnungen oder Beiträge für das Gesundheitswesen tätigen, sind diese Beträge oft unbedeutend im Vergleich zu anderen finanziellen Leistungen. Der Unterschied zwischen Millionen an sozialen Investitionen und Milliarden an regulären Geschäftsabläufen schafft eine irreführende Perspektive, in der die soziale Dimension um mehrere Grössenordnungen kleiner ist, wodurch sie in Triple-Bottom-Line-Berichten, die auf Impact Bewertung basieren, unsichtbar wird.
Umweltauswirkungen: Die verborgene Wahrheit
Das vielleicht bedeutendste Problem tritt bei der Untersuchung der Umweltauswirkungen auf. Am Beispiel der Zementindustrie ist der Nettobeitrag zur Gesellschaft deutlich negativ, wenn wir die fragwürdigen positiven Beiträge entfernen und uns auf die tatsächlichen Umweltkosten (wie CO2-Emissionen) konzentrieren. Wenn Unternehmen diese Umweltkosten in ihrer Triple-Bottom-Line-Berichterstattung berücksichtigen – in diesem Fall geschätzte 8,3 Milliarden an unbezahlten Leistung der Umwelt zugunsten des Unternehmens –, wird die Triple-Bottom-Line-Bilanz negativ, ein Ergebnis, das wir ehrlicherweise erwarten müssen.
Zukunftsperspektiven: Empfehlungen für eine bessere Berichterstattung
Zur Verbesserung der Triple-Bottom-Line-Berichterstattung sollten Unternehmen:
- Nur Beiträge berichten, die über Entschädiungen für Leistungen dritter hinausgehen
- Obligatorische Geschäftsabläufe von freiwilligen sozialen Investitionen trennen
Dies gefährdet jedoch ihre treuhänderischen Pflichten gegenüber den Eigentümern. Stattdessen könnten sie eine leistungsbasierte Erfolgsberichterstattung verwenden, wie sie in "Der Triple-Bottom-Line Fehler" eingeführt wurde. Dieser transparentere Ansatz gibt den Stakeholdern ein klareres Bild von den sozialen und ökologischen Auswirkungen eines Unternehmens, das über die normalen Geschäftsabläufe hinausgeht.