10. Januar 2025
Das ESG-Rating-Dilemma: Warum Rating-Agenturen nicht einig werden
Video auf Englisch
Ziviel Streuung bei ESG-Ratings
Eines der auffälligsten Probleme bei ESG-Ratings ist die erhebliche Abweichung zwischen verschiedenen Ratingagenturen. Beispielsweise könnte ein Schweizer Unternehmen bei Sustainalytics eine perfekte 10 erzielen, während es von einer anderen Ratingagentur wie LSEG oder MSCI eine deutlich niedrigere Bewertung erhält. Dieser Mangel an Konsistenz wirft ernsthafte Fragen über die Zuverlässigkeit dieser Ratings auf.
Warum konvergieren ESG-Ratings nicht?
Der Grund für diese Disparitäten liegt in den unterschiedlichen Geschäftsmodellen und Schwerpunkten der verschiedenen Ratingagenturen:
- ISS (Institutional Shareholder Services): Konzentriert sich hauptsächlich auf die Unternehmensführung durch Stimmrechtsvertretungserklärungen und Vorstandsvergütungen
- Sustainalytics und S&P: Betonen Umweltfaktoren mit einer starken sozialen Mission
- LSEG und MSCI:Wollen den Shareholder Value steigern und nutzen ESG hauptsächlich zur Identifizierung von Anlagerisiken
Unterschiedliche Methoden, unterschiedliche Ergebnisse
Die methodischen Ansätze variieren erheblich zwischen den Agenturen:
Die wirtschaftliche Realität
Ein Experte im Video meint: “Es ist eine Geldmaschine.” Ratingagenturen haben wenig Anreiz, ihre Methoden anzugleichen, da ihre unterschiedlichen Ansätze dazu beitragen, ihre einzigartige Marktposition zu erhalten, die sonst zu einem Massenprodukt werden würde.
Implikationen für Unternehmen
Die fragmentierte Natur der ESG-Ratings stellt Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsnachweise demonstrieren wollen, vor eine erhebliche Herausforderung. Während diese Ratings in Nachhaltigkeitsberichten Marketingzwecken dienen könnten, reichen sie nicht als glaubwürdige Instrumente aus, um den Stakeholdern echte soziale und ökologische Auswirkungen zu vermitteln.
Fazit
Der aktuelle Stand der ESG-Ratings spiegelt eine grundlegende Spannung zwischen verschiedenen Ansätzen zur Messung der unternehmerischen Nachhaltigkeit wider. Da aufgrund des Wettbewerbs zwischen den ESG-Ratern keine grössere Standardisierung von Methodik und Zweck zu erwarten ist, müssen Unternehmen über ESG-Ratings hinaus nach sinnvollen Wegen suchen, ihre Nachhaltigkeitsleistung zu bewerten und zu kommunizieren.